Oper - Rap für den Mörder
Ein Bösewicht tut jedem Bühnenwerk gut - aber muss es gleich einer der miesesten NS-Schergen überhaupt sein?
Alex Nowitz, 37, und sein Librettist Ralph Hammerthaler, 40, haben es gewagt, Szenen aus dem Leben von Alois Brunner, den der Judenvernichter Adolf Eichmann seinen "besten Mann" nannte, in Musiktheater zu verwandeln.
Wenn ihre "Bestmannoper" kommenden Samstag in Osnabrück uraufgeführt wird, braucht das Publikum keine zähe Trauerarbeit zu fürchten: Stattdessen ertönt zu oft schrillem Bläsersound ein Text, der weit mehr von Rap-Poesie als von zeitgeschichtlichen Handbüchern inspiriert ist. Untaten und Flucht des nie gefassten Massenmörders werden so zur "Groteske mit Comic-Elementen" (Hammerthaler) - und sollen gerade dadurch besonders verstörend wirken.
Zur Premiere werden auch zwei Zeitzeugen anreisen, die den Fall aus eigenem Erleben kennen: der französische Nazi-Jäger Serge Klarsfeld, 70, der als achtjähriger Junge in einem Schrank versteckt Brunners Razzia entging, und seine Frau Beate, 67, die den Unhold Anfang der achtziger Jahre in Damaskus aufspürte, aber nie vor Gericht bringen konnte.