Moder Paul
Paul Moder (1. Oktober 1896 in Neheim ; 8. Februar 1942 bei Maly Kalinez/Oblast Nowgorod) war ein deutscher Politiker (NSDAP), Freikorps- und SS-Führer.
Ab 1932 war er Reichstagsabgeordneter, nach der „Machtergreifung“ in der Stadt Altona Magistratsmitglied und führend an der Umsetzung der NS-Herrschaft beteiligt, schließlich während der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg SS und Polizeiführer in Warschau. Moder hatte seit 1922/23 an vorderer Stelle am Aufbau der Altonaer NSDAP-Ortsgruppe, ab 1925 an der Organisation der örtlichen SA und ab 1931 am Ausbau der SS mitgewirkt. Auch von daher unterschied sich seine durch einen antibürgerlich-radikalen Aktivismus geprägte Biografie bis zum Januar 1933 von der vieler anderer früher, führender Nationalsozialisten in Altona, wie Hinrich Lohse und Emil Brix, die bei aller Verbalradikalität doch eher dem Normalbild des aufstiegsorientierten, kleinbürgerlichen Parteipolitikers entsprachen.
Der Sohn eines Hoteliers aus dem westfälischen Neheim verließ vorzeitig das Realgymnasium in Koblenz, um sich im August 1914 als Kriegsfreiwilliger zu den Waffen zu melden. 1916 bei Verdun verwundet, wurde er zweimal mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, zum Leutnant der Reserve befördert und bis Kriegsende als Fliegerbeobachter verwendet. Nach der Entlassung aus dem Heeresdienst trat er in einen kaufmännischen Beruf über. „Kaufmann“ war damals eine verbreitete Berufsbezeichnung, die auch viele ehemalige Offiziere wählten, um dahinter ihre illegalen militärischen Aktivitäten zu verbergen. Paul Moder soll außerdem auch als Versandleiter, Korrespondent und Journalist gearbeitet haben. Über sein Äußeres hieß es, er sei „ein schöner Mann, 1,76 m gross und eine gute Erscheinung, sodass er bei Frauen Erfolg hatte“. Im Frühjahr 1922 kam Moder in die holsteinische Großstadt Altona, wo er sich ehemaligen Freikorpskämpfern um Oberleutnant Gerhard Roßbach anschloss. Roßbach hatte mit seinem Freikorps im Rahmen des Grenzschutzes Ost im Baltikum, 1920 gegen die Rote Ruhrarmee sowie 1920/21 – im Vorfeld der Volksabstimmung über dessen staatliche Zugehörigkeit – in Oberschlesien gekämpft und nach der erzwungenen Auflösung des Korps seine Männer in verschiedenen Tarnorganisationen untergebracht.
Bereits seit 1919 hatten sich auch im „roten Altona“ verschiedene paramilitärische Gruppen gebildet, um die Ergebnisse der Revolution rückgängig zu machen und „Ruhe und Ordnung“ herzustellen. Sie rekrutierten sich aus heimgekehrten, demobilisierten Soldaten, ehemaligen Freikorpsangehörigen und zum Teil aus Angehörigen der Altona-Bahrenfelder Polizeiausbildungsschule in der Theodorstraße. Teile von ihnen hatten schon an der Niederschlagung des Spartakistenaufstandes von Bahrenfeld (5. bis 7. Februar 1919) und der „Hungerunruhen“ (24. Juni bis 1. Juli 1919, ausgelöst durch den „Hamburger Sülzeaufstand“) mitgewirkt, bei denen unter anderem das Polizeigefängnis und das Landgericht gestürmt worden waren und es zu Gefangenenbefreiungen gekommen war. Zu den paramilitärischen Gruppen zählte beispielsweise eine Bürgerwehr (Deckname: „Die Wolke“, später „Freiwillige Wachabteilung Bahrenfeld“), die auf Initiative des Hamburger Überseekaufmanns Richard C. Krogmann aus Offizieren und Feldwebeln, aber auch Schülern und Studenten wie dem erst 17-jährigen, späteren SS-General Bruno Streckenbach gegründet worden und für deren Organisation Gustav Noskes vormaliger Adjutant Edouard Becker verantwortlich war. Dieser gut bewaffnete Wehrverband, der von Hamburger Bürgerfamilien finanzielle Zuwendungen erhielt, fand bald darauf mit Unterstützung der dortigen Kommandantur in dem Kasernenkomplex an der Luruper Chaussee in Bahrenfeld seinen festen Stützpunkt.
Ihre Führer fassten diese Gruppen zu militärisch organisierten Kampfverbänden zusammen, die Übungen in Altonas Umland veranstalteten und Putschpläne für Norddeutschland entwickelten. Im März 1920, während des Kapp-Lüttwitz-Putsches, waren einige von ihnen an der Seite von Reichswehrangehörigen zum Altonaer Rathaus gezogen und hatten die Übergabe der politischen Macht gefordert, wurden jedoch von Mitgliedern des SPD-DDP-Magistrats mit Unterstützung republikanischer Heimwehrverbände abgewiesen. Viele dieser Gruppen standen in Verbindung zur NSDAP, die 1920 in München gegründet worden war und sich bald über das ganze Reich ausbreitete; auch der Roßbach-Bund war bereits 1922 Kollektivmitglied der Partei. Traumatisiert von den Erfahrungen und enttäuscht über den Ausgang des Krieges, den aus ihrer Sicht „unwürdigen Abgang“ des Kaisers und die Erfolglosigkeit der Freikorpsunternehmen, ohne soldatische Zukunft und berufliche Aussichten, hatten sich viele von ihnen vom nationalen Konservatismus ab- und einem aktionistischen, revolutionären Nationalismus zugewandt, in dem häufig auch völkische und antisemitische Motive Platz fanden. Im benachbarten Hamburg existierte bereits im Frühjahr 1921 eine kleine NSDAP-Ortsgruppe, die in der Folgezeit mit den Altonaer Kampfverbänden zusammenarbeitete. Moder trat im Sommer 1922 der Partei auch als Einzelperson bei und gründete 1923 die Altonaer Ortsgruppe mit, als deren Leiter bald Hinrich Lohse fungierte.
Paul Moder wurde bereits kurz nach seiner Ankunft in Altona zum Kommandeur der dortigen Organisation Roßbachs ernannt. Noch im Frühjahr 1922 schloss sich eine Gruppe von zunächst 24 Angehörigen der örtlichen Polizei, die während ihrer Ausbildung unter dem Tarnnamen „Vereinigung zur Wahrung der Interessen deutscher Grenzmärker“ zusammengefunden hatten, den Roßbachern an. Neben Moder waren zwei weitere ehemalige Freikorpskämpfer, Alf Krüger und Rittmeister a. D. Raben, für Organisation und Training der Gruppe zuständig; anfangs stellte sie auch den Saalschutz für Zusammenkünfte der Hamburger NSDAP, bevor sich diese 1923 eine eigene Sturmabteilung (SA) schuf. Dieser Veranstaltungsschutz bestand häufig – wie es dann später auch die von Moder befehligte Altonaer SA praktizieren sollte – im gewalttätigen Vorgehen gegen jegliche Kritiker, die aus dem Saal geprügelt und nicht selten krankenhausreif geschlagen wurden.
Im September 1922, nach der Ermordung Walther Rathenaus, reorganisierten Krüger und Moder ihre auf 103 Mitglieder angewachsene Truppe in drei militärischen Zügen, von denen der „Zug Bahrenfeld“ über 30 Polizeianwärter und sechs Angehörige der Polizeikaserne in der Viktoria-, heute Eggerstedtstraße, umfasste. Den Polizisten, die sich zu diesem Zeitpunkt „Turnerschaftlicher Kameradschaftsbund ‚Roland‘“ nannten, war es gelungen, ihre Zugehörigkeit zur Roßbach-Gruppe zu verbergen, so dass sie im November 1922, im Unterschied zu anderen antirepublikanischen Geheimbünden, beim Verbot der NSDAP und verwandter Gruppierungen infolge des Republikschutzgesetzes nicht erwähnt wurden und somit von der Polizeiführung unter Senator Walther Lamp'l (SPD) unbehelligt blieben. Zu den Treffpunkten der Gruppe gehörten mehrere Lokale im Stadtgebiet wie der „Schützenhof“, das „Alte Gasthaus“ und der Wartesaal des Altonaer Hauptbahnhofs.
Infolge der galoppierenden Inflation und des Beginns der Ruhrbesetzung gewann die Organisation um den Jahreswechsel 1922/23 zahlreiche neue Mitglieder in Altona und wurde unter der Bezeichnung „Kampfbund Roland“ analog der SA in mehrere Hundertschaften gegliedert; Ende Januar 1923 nahmen Moder, Krüger und andere Angehörige dieser Gruppe am ersten NSDAP-Reichsparteitag in München teil. Ermutigt durch den Aufruf der Reichsregierung unter Wilhelm Cuno zum passiven Widerstand gegen die Ruhrbesetzung, schloss sich der Kampfbund mit anderen Wehrverbänden aus den benachbarten Städten Hamburg und Altona zur „Arbeitsgemeinschaft der vaterländischen Kampfverbände“ zusammen, die ihre Zentrale in Altona hatte und der Verbindungen zur Reichswehrführung nachgesagt wurden. Zu den geheimen Depots, die diese Arbeitsgemeinschaft anlegte, trug der Kampfbund Roland mit aus Polizeibeständen „abgezweigten“ Waffen erheblich bei. Es existierten auch detaillierte Putschpläne, die nach einer Razzia bei dem Altonaer Hauptmann a. D. August Fleck gefunden wurden und am 27. Juni 1923 Gegenstand einer Debatte in der Hamburgischen Bürgerschaft waren.
Bereits in der Nacht vom 17. auf den 18. Februar 1923 war es in Altonas „Hotel Kaiserhof“ zu einem Geheimtreffen führender Vertreter verschiedener politischer und militärischer Organisationen, darunter dem NSDAP-Nachfolger Großdeutsche Arbeiterpartei und der Deutschvölkischen Freiheitspartei, gekommen, an der auch Moder, Raben und, als Redner, Roßbach teilnahmen. Die Polizei hob diese Veranstaltung aus und nahm Raben und Roßbach – nicht jedoch Paul Moder – fest, entließ beide aber 24 Stunden später wieder. Laut Polizeichef Lamp'l waren „die meisten der Versammelten, die im Alter von 19 bis 25 Jahren standen, … bewaffnet, und zwar mit Totschlägern, Stahlruten, … Stich- und einzelne sogar mit Schußwaffen!“. Zu einem Vorgehen gegen den Roland oder die Arbeitsgemeinschaft führten diese Ereignisse allerdings nicht.
Bei der Wahl zur Altonaer Stadtverordnetenversammlung am 4. Mai 1924 erhielt der Völkisch-Soziale Block (VSB), in den etliche Mitglieder der verbotenen NSDAP eingetreten waren, 8.005 Stimmen (entsprechend 8,9 %), größtenteils aus den bürgerlichen Wohnvierteln, und zog mit fünf Abgeordneten, darunter Hinrich Lohse, in das Kommunalparlament ein. Die beiden vorher nicht der NSDAP angehörenden Abgeordneten, Schulrektor Johannes Laß und Malermeister Karl Johannsen, wurden kurz darauf zum Mandatsverzicht gedrängt. Der Roland-Bund hatte unter Moders Führung den Schutz der Wahlveranstaltungen des VSB organisiert.
Nach der Haftentlassung Hitlers im Dezember 1924 wurde die NSDAP im Februar 1925 neu gegründet. Auch in Altona bildete sich umgehend eine neue NSDAP-Ortsgruppe – die erste in Schleswig-Holstein – aus dem Völkisch-Sozialen Block und anderen Gruppierungen wie der Deutsch-Völkischen Freiheitsbewegung. Am 1. März 1925 wurde in Neumünster der NSDAP-Gau Schleswig-Holstein gegründet, dessen Leiter der Altonaer Ortsgruppenführer Lohse wurde. Altona selbst war für einige Zeit „Gauhauptstadt der Nordmark“. Währenddessen bauten Wilhelm von Allwörden und Paul Moder, der die NSDAP-Mitgliedsnummer 9.425 besaß, aus dem Kampfbund Roland und jüngeren, männlichen NSDAP-Mitgliedern die ersten SA-Abteilungen auf, die ab Februar 1926 in verschiedenen Gaststätten ihre Treff- und Stützpunkte („Sturmlokale“ oder „SA-Kasernen“) hatten – anfangs nur in den „besseren Wohngegenden“ Altonas, gegen Ende der 1920er aber auch zunehmend in den sozialdemokratisch (Ottensen, Bahrenfeld, Lurup) bzw. kommunistisch (Altstadt) dominierten Stadtteilen, wo es gleichfalls Gastwirte gab, die mit der NSDAP sympathisierten. Meist lagen diese Treffpunkte in Quartieren bzw. Wohnblöcken, in denen die Partei auch relativ gute Wahlergebnisse erzielte. Die SA trat ab September 1925 regelmäßig als Saalschutz bei Parteiversammlungen und öffentlichen Propagandaveranstaltungen in Altona auf.
Diese mündeten stets in „nahezu obligatorische Schlägereien [mit] Kommunisten, die das Eingreifen der Polizei erforderlich machten“. Nach einer Goebbels-Hetzrede gegen Republik und Arbeiterparteien am 30. März 1927 kam es zu einer Saalschlacht, die sich auf den umliegenden Straßen fortsetzte und rund 25 Verletzte zur Folge hatte. In deren Folge musste die NSDAP-Ortsgruppe nicht nur für den Sachschaden von weit über 1.000 RM aufkommen, sondern hatte bis 1929 erhebliche Schwierigkeiten, überhaupt noch einen Veranstaltungsraum in Altona zu finden. Die Partei hatte bei ihrer Wiedergründung 1925 121 Mitglieder; zwischen Sommer 1929 und Frühjahr 1931 stieg die Zahl von etwa 300 auf 1.300 Personen. Damit gingen aber zunächst keine vergleichbaren Wahlerfolge einher: bei der Stadtverordnetenwahl 1927 zog nur ein einziger Nationalsozialist in das Kommunalparlament ein, 1929 – Altona hatte inzwischen durch Eingemeindungen aufgrund des Groß-Altona-Gesetzes seine Einwohnerzahl auf etwa 240.000 vergrößert, der Sozialdemokrat Max Brauer war neuer Oberbürgermeister – reichten 6.880 Stimmen für drei Sitze. Moder selbst zog im Februar 1927 nach München; dort wurde er bereits im Juni vorübergehend aus Partei und SA ausgeschlossen – laut seiner Personalakte aufgrund seines Fernbleibens von einem SA-Generalappell. Von April 1930 bis September 1931 arbeitete er dort als Angestellter der NSDAP-Reichsleitung.
1929/30, nach Beginn der Kampagne gegen den Young-Plan und insbesondere begünstigt durch die Arbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise, erhielt die Altonaer SA starken Zulauf. Für manchen Angehörigen des Stahlhelm waren die Nazis „hoffähig“ und aufgrund ihrer Stärke und ihrer stark zunehmenden Aktivitäten attraktiv geworden; die Präsenz der SA auf Altonas Straßen, aber auch in zahlreichen Propagandaveranstaltungen stieg ab Mitte 1930 sprunghaft an. Darüber hinaus wurden Erwerbslose zur Haupt-Zielgruppe für Anwerbeversuche seitens der Nationalsozialisten, die von den materiellen Sorgen der sozial Deklassierten und deren Unzufriedenheiten mit „dem System“ profitieren konnten. Schließlich versprachen sich manche Bewohner der kommunistischen Hochburgen in der Altstadt („Klein-Moskau“), die selbst nicht zur KPD tendierten, von der SA auch einen gewissen Schutz vor den gleichfalls zunehmenden Aktivitäten der kommunistischen Organisationen. Das Gros der SA-Männer und insbesondere ihrer Führungsebene stammte aber weiterhin aus dem kleinbürgerlichen Milieu oder dem alten Mittelstand – ähnlich der Struktur der NSDAP-Ortsgruppe: von den vor dem 30. Januar 1933 beigetretenen Mitgliedern waren 38,1 % Angestellte oder Beamte, 24,3 % Handwerksmeister, mittlere und Einzelhändler, 17,1 % gelernte und 15,5 % ungelernte Arbeiter.
Im September 1931 kehrte Paul Moder nach Altona zurück, wo die Zeit der Straßenkämpfe zwischen SA, Reichsbanner und Rotfrontkämpferbund begann, die ihren negativen Höhepunkt nach Aufhebung des zweimonatigen SA-Verbotes (14. Juni 1932) im Altonaer Blutsonntag finden sollte. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen wurde Moder 1931 in die SS aufgenommen (SS-Nr. 11.716), die Heinrich Himmler seit 1929 stark ausbaute, und als Führer der zunächst in Wesselburen, ab September 1932 in Hartenholm und ab April 1933 in Altona stationierten 4. SS-Standarte „Schleswig-Holstein“ hauptberuflich beschäftigt. Obwohl er sich bis dahin immer als ein „Mann der Tat“ und weniger als ein Parteipolitiker verstanden hatte, ließ sich Moder zur Reichstagswahl am 31. Juli 1932 als NSDAP-Kandidat aufstellen und gewann ein Mandat. Ehe er auf die Parteiliste gesetzt wurde, musste Gauleiter Lohse sich allerdings zunächst mit SS-Gruppenführer Dietrich ins Benehmen setzen, weil es einen zweiten gleichrangigen SS-Kandidaten, den Standartenführer Alfred Rodenbücher, gab. Im überwiegend ländlichen Schleswig-Holstein (Wahlkreis 13) konnten die Nationalsozialisten bereits zu diesem Zeitpunkt deutlich mehr als 50 % der Stimmen auf sich vereinigen; sie gewann acht der 14 Mandate in dieser Provinz. Seinen Wahlkampf hatte er allerdings auf gewohnt brachiale Art geführt: in zehn Orten Schleswig-Holsteins organisierte er, dabei die Tradition des radikalen Flügels der Landvolkbewegung unter Claus Heim fortsetzend, in diesem Sommer Bombenanschläge auf SPD- und KPD-Angehörige. Im November 1932 wurde er deswegen zu sechseinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, kam allerdings, nachdem er am 6. November erneut gewählt wurde und der Reichstag zur Haftverschonung seine Immunität wieder hergestellt hatte, umgehend frei und brauchte diese Strafe nie abzusitzen.
An dem „Werbemarsch“ zahlreicher schleswig-holsteinischer SA-Züge vom 17. Juli 1932 durch Altona war Moder offenbar nicht persönlich – jedenfalls nicht in dienstlicher Funktion – beteiligt: in der Literatur zu diesem „Altonaer Blutsonntag“ findet sich lediglich ein Beleg dafür, dass Hamburger SS-Leute an diesem provokativen Umzug durch „Klein-Moskau“ teilnahmen. Wohl aber standen dabei die Altonaer SA-Züge im Zentrum der Auseinandersetzungen, insbesondere der schon länger berüchtigte 2. Sturm (offiziell: Sturm 31/2), nach seinem Anführer, dem Bäcker und Konditor Hubert Richter, auch als Richter-Sturm bezeichnet. Und kurz vor dem Blutsonntag hatte es am 8., 10. und 11. Juli bereits drei gewalttätige SA-Aufmärsche in Altona gegeben, an denen auch SS-Leute beteiligt waren. Dennoch gelang der NSDAP bei der Reichstagswahl im November auch hier ein Durchbruch: Die Partei lag nur noch in den Stadtteilen Altstadt (hinter der KPD), Ottensen, Bahrenfeld und Lurup (hinter der SPD) lediglich auf Platz 2, während ihre Hochburgen insbesondere in den erst 1927 und teilweise gegen heftigen örtlichen Widerstand eingemeindeten, großbürgerlichen Vororten Rissen, Sülldorf, Oevelgönne (über 50 %), Blankenese und Othmarschen (über 40 %) lagen.
Nach der Haftentlassung Hitlers im Dezember 1924 wurde die NSDAP im Februar 1925 neu gegründet. Auch in Altona bildete sich umgehend eine neue NSDAP-Ortsgruppe – die erste in Schleswig-Holstein – aus dem Völkisch-Sozialen Block und anderen Gruppierungen wie der Deutsch-Völkischen Freiheitsbewegung. Am 1. März 1925 wurde in Neumünster der NSDAP-Gau Schleswig-Holstein gegründet, dessen Leiter der Altonaer Ortsgruppenführer Lohse wurde. Altona selbst war für einige Zeit „Gauhauptstadt der Nordmark“. Währenddessen bauten Wilhelm von Allwörden und Paul Moder, der die NSDAP-Mitgliedsnummer 9.425 besaß, aus dem Kampfbund Roland und jüngeren, männlichen NSDAP-Mitgliedern die ersten SA-Abteilungen auf, die ab Februar 1926 in verschiedenen Gaststätten ihre Treff- und Stützpunkte („Sturmlokale“ oder „SA-Kasernen“) hatten – anfangs nur in den „besseren Wohngegenden“ Altonas, gegen Ende der 1920er aber auch zunehmend in den sozialdemokratisch (Ottensen, Bahrenfeld, Lurup) bzw. kommunistisch (Altstadt) dominierten Stadtteilen, wo es gleichfalls Gastwirte gab, die mit der NSDAP sympathisierten. Meist lagen diese Treffpunkte in Quartieren bzw. Wohnblöcken, in denen die Partei auch relativ gute Wahlergebnisse erzielte. Die SA trat ab September 1925 regelmäßig als Saalschutz bei Parteiversammlungen und öffentlichen Propagandaveranstaltungen in Altona auf. Diese mündeten stets in „nahezu obligatorische Schlägereien [mit] Kommunisten, die das Eingreifen der Polizei erforderlich machten“. Nach einer Goebbels-Hetzrede gegen Republik und Arbeiterparteien am 30. März 1927 kam es zu einer Saalschlacht, die sich auf den umliegenden Straßen fortsetzte und rund 25 Verletzte zur Folge hatte. In deren Folge musste die NSDAP-Ortsgruppe nicht nur für den Sachschaden von weit über 1.000 RM aufkommen, sondern hatte bis 1929 erhebliche Schwierigkeiten, überhaupt noch einen Veranstaltungsraum in Altona zu finden.
Die Partei hatte bei ihrer Wiedergründung 1925 121 Mitglieder; zwischen Sommer 1929 und Frühjahr 1931 stieg die Zahl von etwa 300 auf 1.300 Personen. Damit gingen aber zunächst keine vergleichbaren Wahlerfolge einher: bei der Stadtverordnetenwahl 1927 zog nur ein einziger Nationalsozialist in das Kommunalparlament ein, 1929 – Altona hatte inzwischen durch Eingemeindungen aufgrund des Groß-Altona-Gesetzes seine Einwohnerzahl auf etwa 240.000 vergrößert, der Sozialdemokrat Max Brauer war neuer Oberbürgermeister – reichten 6.880 Stimmen für drei Sitze. Moder selbst zog im Februar 1927 nach München; dort wurde er bereits im Juni vorübergehend aus Partei und SA ausgeschlossen – laut seiner Personalakte aufgrund seines Fernbleibens von einem SA-Generalappell. Von April 1930 bis September 1931 arbeitete er dort als Angestellter der NSDAP-Reichsleitung.
1929/30, nach Beginn der Kampagne gegen den Young-Plan und insbesondere begünstigt durch die Arbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise, erhielt die Altonaer SA starken Zulauf. Für manchen Angehörigen des Stahlhelm waren die Nazis „hoffähig“ und aufgrund ihrer Stärke und ihrer stark zunehmenden Aktivitäten attraktiv geworden; die Präsenz der SA auf Altonas Straßen, aber auch in zahlreichen Propagandaveranstaltungen stieg ab Mitte 1930 sprunghaft an. Darüber hinaus wurden Erwerbslose zur Haupt-Zielgruppe für Anwerbeversuche seitens der Nationalsozialisten, die von den materiellen Sorgen der sozial Deklassierten und deren Unzufriedenheiten mit „dem System“ profitieren konnten. Schließlich versprachen sich manche Bewohner der kommunistischen Hochburgen in der Altstadt („Klein-Moskau“), die selbst nicht zur KPD tendierten, von der SA auch einen gewissen Schutz vor den gleichfalls zunehmenden Aktivitäten der kommunistischen Organisationen. Das Gros der SA-Männer und insbesondere ihrer Führungsebene stammte aber weiterhin aus dem kleinbürgerlichen Milieu oder dem alten Mittelstand – ähnlich der Struktur der NSDAP-Ortsgruppe: von den vor dem 30. Januar 1933 beigetretenen Mitgliedern waren 38,1 % Angestellte oder Beamte, 24,3 % Handwerksmeister, mittlere und Einzelhändler, 17,1 % gelernte und 15,5 % ungelernte Arbeiter.
Im September 1931 kehrte Paul Moder nach Altona zurück, wo die Zeit der Straßenkämpfe zwischen SA, Reichsbanner und Rotfrontkämpferbund begann, die ihren negativen Höhepunkt nach Aufhebung des zweimonatigen SA-Verbotes (14. Juni 1932) im Altonaer Blutsonntag finden sollte. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen wurde Moder 1931 in die SS aufgenommen (SS-Nr. 11.716), die Heinrich Himmler seit 1929 stark ausbaute, und als Führer der zunächst in Wesselburen, ab September 1932 in Hartenholm und ab April 1933 in Altona stationierten 4. SS-Standarte „Schleswig-Holstein“ hauptberuflich beschäftigt. Obwohl er sich bis dahin immer als ein „Mann der Tat“ und weniger als ein Parteipolitiker verstanden hatte, ließ sich Moder zur Reichstagswahl am 31. Juli 1932 als NSDAP-Kandidat aufstellen und gewann ein Mandat. Ehe er auf die Parteiliste gesetzt wurde, musste Gauleiter Lohse sich allerdings zunächst mit SS-Gruppenführer Dietrich ins Benehmen setzen, weil es einen zweiten gleichrangigen SS-Kandidaten, den Standartenführer Alfred Rodenbücher, gab. Im überwiegend ländlichen Schleswig-Holstein (Wahlkreis 13) konnten die Nationalsozialisten bereits zu diesem Zeitpunkt deutlich mehr als 50 % der Stimmen auf sich vereinigen; sie gewann acht der 14 Mandate in dieser Provinz. Seinen Wahlkampf hatte er allerdings auf gewohnt brachiale Art geführt: in zehn Orten Schleswig-Holsteins organisierte er, dabei die Tradition des radikalen Flügels der Landvolkbewegung unter Claus Heim fortsetzend, in diesem Sommer Bombenanschläge auf SPD- und KPD-Angehörige. Im November 1932 wurde er deswegen zu sechseinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, kam allerdings, nachdem er am 6. November erneut gewählt wurde und der Reichstag zur Haftverschonung seine Immunität wieder hergestellt hatte, umgehend frei und brauchte diese Strafe nie abzusitzen.
An dem „Werbemarsch“ zahlreicher schleswig-holsteinischer SA-Züge vom 17. Juli 1932 durch Altona war Moder offenbar nicht persönlich – jedenfalls nicht in dienstlicher Funktion – beteiligt: in der Literatur zu diesem „Altonaer Blutsonntag“ findet sich lediglich ein Beleg dafür, dass Hamburger SS-Leute an diesem provokativen Umzug durch „Klein-Moskau“ teilnahmen. Wohl aber standen dabei die Altonaer SA-Züge im Zentrum der Auseinandersetzungen, insbesondere der schon länger berüchtigte 2. Sturm (offiziell: Sturm 31/2), nach seinem Anführer, dem Bäcker und Konditor Hubert Richter, auch als Richter-Sturm bezeichnet. Und kurz vor dem Blutsonntag hatte es am 8., 10. und 11. Juli bereits drei gewalttätige SA-Aufmärsche in Altona gegeben, an denen auch SS-Leute beteiligt waren. Dennoch gelang der NSDAP bei der Reichstagswahl im November auch hier ein Durchbruch: Die Partei lag nur noch in den Stadtteilen Altstadt (hinter der KPD), Ottensen, Bahrenfeld und Lurup (hinter der SPD) lediglich auf Platz 2, während ihre Hochburgen insbesondere in den erst 1927 und teilweise gegen heftigen örtlichen Widerstand eingemeindeten, großbürgerlichen Vororten Rissen, Sülldorf, Oevelgönne (über 50 %), Blankenese und Othmarschen (über 40 %) lagen.
In Berlin wurde er Chef des Oberabschnitts Ost/Spree und Stellvertreter des Obergruppenführers Sepp Dietrich. Daneben hat er bis 1939 durchgehend dem machtlosen und zunehmend seltener zusammentretenden NS-Reichstag angehört, nachdem er zuletzt im Dezember 1938 wieder als Abgeordneter für den Berliner Wahlkreis 3 bestätigt worden war. Privat hatte er erhebliche Finanzprobleme; so informierte er Himmler 1937, er habe ein zinsloses Darlehen über 15.000 RM von dem Hamburger Kaufmann Hermann Fürchtegott Reemtsma aufnehmen müssen, um seine Ehefrau im Scheidungsfall abfinden zu können. Am 1. November 1939, bald nach dem deutschen Überfall auf Polen, kommandierte Himmler Paul Moder in das politisch von Hans Frank geleitete Generalgouvernement als „Kommandeur der Polizei“ beim Chef des Distrikts Warschau ab, wo er bis Juli 1941 tätig war. Einen solchen Rang gab es in der Organisationsstruktur der SS aber offiziell nicht; da Paul Moder 1941 als SS- und Polizeiführer bezeichnet wurde, ist er entweder in dieser Zeit befördert worden, oder Himmler hat den Rang bei Moders Ernennung 1939 aus unbekanntem Grund nicht erwähnt. Moders unmittelbarer Vorgesetzter im Generalgouvernement war der Höhere SS- und Polizeiführer Friedrich-Wilhelm Krüger.
Während dieser Zeit wurde das Warschauer Ghetto eingerichtet, dessen Bewachung Moders Einheit oblag, und die Zwangsarbeit für jüdische Bewohner eingeführt. Am 30. März 1940 verhaftete die Sicherheitspolizei etwa 1.000 Angehörige des polnischen Widerstandes, die ab Anfang Mai standrechtlich hingerichtet wurden. Im April 1940 erfolgte der Bau einer Mauer um das Ghetto, ab November durfte es nur noch mit einem Erlaubnisschein verlassen werden. Sicherung und Kontrolle dieser Maßnahmen fielen in Moders Zuständigkeitsbereich. Möglicherweise hat er sich – wie sein deswegen später angeklagter Adjutant von Eupen – bei Beschlagnahmungen auch persönlich bereichert. Von Ende Mai bis Anfang Juni 1940 hatte Moder auch für einige Wochen am Westfeldzug in Frankreich teilgenommen und war für seinen dortigen Einsatz mit der Spange zum EK I ausgezeichnet worden.
In unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion (ab Juni 1941) beurlaubte Paul Moder sich zu einem längeren Besuch seiner Familie in Berlin selbst; diese Eigenmächtigkeit wurde von seinem direkten Vorgesetzten Krüger dem SS-Personalhauptamt gemeldet. Moder berief sich darauf, dass Krüger ihm die Aufhebung der Urlaubssperre mitgeteilt habe. Es muss Spekulation bleiben, ob sich dahinter ein tiefergehender Konflikt zwischen den beiden Männern verbarg, ebenso, ob Himmlers folgende Entscheidung – wie von Friedman vermutet – aus einem spontanen Zorn oder aus der Enttäuschung über den von ihm immer geförderten „alten Kämpfer“ heraus erfolgte. Jedenfalls wurde Moder am 19. Juli 1941 vom Reichsführer-SS seiner Funktion enthoben, degradiert, durch Arpad Wigand ersetzt und zur SS-Division Totenkopf an die russische Front abkommandiert. Offenbar bewährte er sich auch dort: am 9. November 1941 wurde er zum Sturmbannführer befördert. Im Februar 1942 fiel er zu Beginn der Einkesselung bei Demjansk nahe Maly Kalinez in der Region um Nowgorod. Himmler kondolierte Moders Witwe persönlich. Im Dezember 1942 fanden sich u. a. sein goldenes Parteiabzeichen und sein SS-Führerausweis unter dem Diebesgut eines SS-Mannes und Reichsbahnschaffners.