Dengel Oskar Rudolf

Publié le par Roger Cousin

Oskar Rudolf Dengel (27. Dezember 1899 in Waldbüttelbrunn ; 12. März 1964 in Würzburg) war ein deutscher Verwaltungsjurist, der während des Zweiten Weltkriegs als hoher Verwaltungsbeamter in besetzten Gebieten tätig war.

Auf seine Anweisung wurde die Akte „Warschau, die neue deutsche Stadt“ erstellt. Dengel wurde 1948 von einem polnischen Gericht als Kriegsverbrecher zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Dengel wurde in der Nähe Würzburgs geboren. Nach dem Besuch eines Realgymnasiums in Würzburg folgte ein Jurastudium an der Universität Würzburg. Er promovierte in Würzburg 1923 zum Dr. jur., legte 1925 die Große Staatsprüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst ab und wurde nach einer Anstellung bei einer Rechtsanwaltskanszlei Regierungsassessor im bayerischen Staatsdienst. Im Januar 1929 wurde er zum Leiter des Landesamtes in Alzenau ernannt. Am 1. November 1931 trat er der NSDAP (Mitgliedsnr. 698.984) bei.

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ wurde er in Würzburg Abgeordneter, Leiter des Kulturreferats und stellvertretender Bürgermeister unter Theo Memmel. Er war von 1933 bis 1935 Gaukulturwart und Gauamtsleiter für die berufsständische Aufgliederung. Am 1. Oktober 1934 wurde er zusätzlich zum Kämmerer in Würzburg bestellt, später auch zum Gaujägermeister. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Einberufung zum in Würzburg stationierten Infanterieregiment 55 (als Feldwebel der Reserve); nach wenigen Tagen wurde Dengel auf Antrag des Reichsministeriums des Innern zu einer von Harry von Craushaar geleiteten Zivilverwaltungsbehörde abgeordnet.

Am 1. Oktober 1939 wurde Dengel zum Stellvertreter von Helmut Otto als Chef der Zivilverwaltung in Warschau ernannt. Bereits am 4. November 1939 löste Dengel Otto als Kommissarischer Stadtpräsident Warschaus ab. Er sollte zügig eine funktionierende, deutsche Stadtverwaltung aufbauen. Dazu ließ er eine Gruppe erfahrener und ihm vertrauter Beamten aus seiner Heimatstadt Würzburg nach Warschau kommen. Zu diesen Spezialisten gehörten der Leiter des Stadtplanungsamtes Hubert Groß, der Leiter des Tiefbauamtes Erwin Suppinger und der Leiter des Vermessungsamtes Max Kretschmar. Auch Dengels Nachfolger in Würzburg, Ludwig Leist, gehörte zu dieser mehr als zwanzigköpfigen Gruppe.

Auf Anweisung Dengels bildete Groß eine „Techniker-Gruppe“, um eine neue Stadtordnung der zukünftigen neuen deutschen Stadt Warschau zu entwickeln. Die entsprechende Planungsmappe übergab Dengel vermutlich am 6. Februar 1940 dem Generalgouverneur Hans Frank. Da er dieses wahrscheinlich unter Nichteinhaltung des Dienstweges machte und damit den Chef des Distriktes Warschau, Ludwig Fischer, gegen sich aufbrachte, fiel er in Ungnade. Am 5. März 1940 verließ er im Rahmen einer Aussiedlung seinen Warschauer Posten. Nach Zeugenangaben im späteren Kriegsverbrecher-Prozess hatte man kurz vor der Ausweisung auch mehrere Kisten mit gestohlenen Kunstwerken aus dem Blank-Palast (damals Sitz deutscher Verwaltungsbehörden) in Dengels Besitz gefunden.

In Folge war Dengel in der Militärverwaltung in Brüssel tätig. Am 5. Juni 1940 wurde er Stadtkommissar von Lille. Vom 20. Juni bis zum 25. August diente er als Verwaltungschef beim Stab der 9. Armee und als SS-Führer Stab im SS-Abschnitt IX in Russland. Im Oktober 1941 erfolgte die Berufung zum kommissarischen Regierungsvizepräsidenten in Würzburg. Zeitgleich erhielt er den Ehrenrang eines SS-Obersturmbannführers. In der zweiten Jahreshälfte 1944 wurde Dengel nach einem Disziplinarverfahren aufgrund von Defaitismus nach Aussig in das Sudetenland versetzt.

Am 4. April 1947 wurde Dengel in Waldbüttelbrunn von der amerikanischen Besatzungsmacht verhaftet und im Internierungslager Dachau interniert. Nach Vernehmungen am 18. Juni 1947 wurde er nach Polen ausgeliefert. Dort erfolgte eine Anklage wegen krimineller Taten als „Stadthauptmann“; auch die Akte „Warschau, die neue deutsche Stadt“ diente als Beweisstück. Er wurde Ende März 1950 in Warschau zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt, die später reduziert wurde. Anfang August 1956 kehrte er nach Waldbüttelbrunn zurück. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Würzburg gegen Dengel wurden am 3. Mai 1961 eingestellt.

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